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Talentfrei zum Golfprofi – Teil 2
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Talentfrei zum Golfprofi – Teil 2

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In meinem letzten Beitrag ging es um einen Ist- Stand zum Thema Talent. Im zweiten Teil werde ich nun die Umwelt- Sozialeinflüsse zum Thema Talent näher erläutern.

Umwelteinflüsse

In der Soziologie gibt es den Matthäus- Effekt. Dieser bezieht sich auf einen Satz aus dem Matthäusevangelium:

„Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.“

Um die These zu bestätigen nahm Malcom Gladwell den Eishockey Kader der Medicine Hat Tigers und schaute sich die Spieler einmal genauer an. Dabei fiel ihm vor allem auf, dass die meisten Spieler im Kader sehr früh im Jahr geboren waren.

Birth Month Frequency

 Quelle

Am auffälligsten war, dass alleine 8 Spieler des Kaders im Januar geboren wurden. Doch warum sind Januar Kinder erfolgreicher wie zum Beispiel die Oktoberkinder? Dies liegt am Spielsystem der Junior Hockey League. Der Stichtag für die jeweilige Altersklasse war immer der 1. Januar.  Somit spielt also der 10-jährige Junge, der am 1. Januar Geburtstag hat gegen den Jungen der am 1. Oktober Geburtstag hat. In dieser Altersphase sind 10 oder mehr Monate ein riesen Unterschied für die körperliche Reife. Schaut man in anderen Eishockeyligen, so findet man das gleiche Muster. Stehts waren es meist um die 40% der Spieler, die zwischen Januar und März geboren wurden.

Roger Barnsley ist Mitte der 80er auf dieses Muster gestoßen. Dadurch, dass der Stichtag so früh im Jahr gelegt ist und die kanadische Eishockeyligen schon im Alter von 9-10 Jahren „aussortieren“  werden die Jungs bevorzugt die schon größer, stärker, besser koordiniert etc. sind. Dadurch fällt dann aber das Kind was im Dezember geboren wurde meistens aus der Spitzenförderung raus. Wenn also das Januarkind in die nächste Auswahl kommt und somit noch mehr Eiszeit, Training, Spiele und Turniere bekommt hat dieses also schneller die 10 000 Stunden (ihr erinnert euch!) erreicht wie das Dezemberkind.  Somit ergeben sich zwei Vorteile für alle Kinder die früh im Jahr geboren werden:

  1. Wer im Januar geboren wurde wirkt „reifer“ wie die Kinder die später im Jahr geboren wurden und gelten als talentierter.
  2. Dadurch, dass die Kinder „reifer“ wirken kommen sie in eine höhere Förderstufe und bekommen mehr Training usw. im Gegensatz zu den jüngeren Kindern.

Da diese Kinder früher stärker unterstützt werden, ist später die Chance größer, dass diese den Sprung zum Profi schaffen ( 10 000 Stunden Regel 😉 ).

Schaut man sich das (Golf) Wettspielsystem in Deutschland an, gibt es leider Parallelen dazu. In Deutschland wird auch in Altersklassen gespielt (AK 8, AK 10, AK 12, AK 14, AK 16 und AK 18). Es gibt zum Glück alle 2 Jahre eine neue Altersklasse, aber stellt euch das Szenario in der AK 12 vor:

Spieler A (12 Jahre, am 1 Januar geboren) spielt auf einem Wettkampf der AK 12 gegen Spieler B (noch 11 Jahre alt und wird erst am am 30 Dezember 12 Jahre). Welcher Spieler wird vermutlich einen körperlichen Vorteil haben? Richtig Spieler A, er ist knapp 1 Jahr älter wie Spieler B. Beide müssen sich aber in der gleiche Liga messen.

In vielen Verbänden in Deutschland wird die Rangliste des jeweiligen Landesverbandes mit als eines des Nominierungskriterien bewertet. Auch hier gibt es wieder Parallelen zum Matthäus- Effekt, aber das würde den Rahmen sprengen 🙂

In den meisten Sportarten die Unterstützung brauchen ( Eishockey -> Eishalle) tritt dieser Effekt auf. Sogar beim Fußball (ein Sport der deutlich offener gehalten ist) wurde dieser Effekt entdeckt. Dieser ist dort etwas verschoben da der Stichtag dazu später im Jahr ist.

Sozialeinflüsse

Doch wie wichtig sind die Sozialeinflüsse für die persönliche Entwicklung? Anhand von Marcel Siem kann man das ganz gut zeigen. Marcel lebte schon als Kind mehr oder weniger auf dem Golfplatz, da seine Mutter teilweise die Pächterin der Gastronomie auf einem Golfplatz war. Wer auf der Homepage von Marcel Siem sich die Erinnerungen seiner Jugend anschaut findet schnell heraus, dass der Golfplatz sein Spielplatz war und er alles mögliche ausprobiert hat.

„Mit allen Schlägern haben wir Bunkerschläge geübt, nicht nur einfach raus aus dem Bunker, selbst mit unseren Hölzern wollten wir einlochen! Natürlich ging es auch immer um einen kleinen Einsatz ….. Verlorene Bälle aus dem fetten Rough neben der Driving Range schlagen, das war auch so ein Spielchen.  Davon profitiere ich noch heute, „unmögliche“ Balllagen waren für uns eine Herausforderung.

Marcel Siem / http://www.marcel-siem.de/erinnerungen.cfm

Marcel hatte somit eine optimale Vorraussetzung um möglichst früh, möglichst viel zu trainieren. Somit kam er im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern auf eine deutlich höhere Stundenanzahl an Golf in der Woche. Wenn man seine Amateur-Karriere anschaut sieht man auch immer wieder, dass er sich früher entwickelt hatte, wie Gleichaltrige da er deutlich mehr Zeit auf dem Golpflatz verbracht hatte.

Fazit

Zusammenfassend kann man aus Teil 2 mitnehmen, dass es (je nach Sportart und Stichtag der Altersklasse) wichtig ist wann ein Kind geboren ist und wo das Kind aufwächst. Je leichter das Kind einen Zugang zur Trainingsstätte hat desto mehr Zeit kann es mit der Sportart verbringen.
Gedruckte Quellen:

 

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